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Beschreibung zu den Tourenanforderungen

L'Eveque (3716)

Hochtour L'Evêque

Sektionstour 30. Juli bis 1. August 2017

 

Sonntag-Morgen früh traf ich mich mit Ursi, Christian, Makiko und Simon in Basel für den 5.59 Uhr- Zug nach Arolla. Erwin, unser Tourenleiter, stieg in Olten zu, Heidrun und Andreas warteten in Arolla poste (2'006 m ü.M.) auf uns. Nach der gemütlichen 4-stündigen Anfahrt mit Zug und Postauto und einem Begrüssungstrunk machten wir uns an den Aufstieg, über den eindrücklichen Glacier de Pièce, zur Cabane des Vignettes (3'160 m ü. M.). Gestartet bei schönem Wetter, holte uns im letzten Drittel unseres Hüttenanstieges noch ein Gewittervorläufer ein und forderte die mitgebrachte Regenbekleidung. Diese Tour ist meine erste Hochtour, nebst dem Hochtourenkurs wohlverstanden, dementsprechend ist alles ein «Oh»- «Wau»- «Schön»- «Genial»- und vieles mehr.

Die Cabane des Vignettes ist eine sehr schöne Hütte mit toller und tiefer Aussicht und einem eindrücklichen Entrée. Nur die Aussen-Treppe zur Hütte lässt zu wünschen übrig und die fehlende Ladestation fürs Handy auch 😉. Das vorangekündigte Gewitter entlud sich am Abend und nach dem gut gesalzenen Abendessen und einiger Jass-Runden für die Angefressenen, gönnten wir uns den wohlverdienten Schlaf vor unserer L'Evêque-Besteigung.

Montagmorgen um 5 Uhr war Frühstück angesagt. Doch wegen meiner Ohrstöpsel habe ich mich verschlafen: dafür kein Geschnarche, aber auch kein Laut beim Aufstehen meiner Wanderkolleginnen und Kollegen. Freundlicherweise kamen Ursi und Simon noch vor dem Frühstücksende, um mich zu wecken. So konnten wir leicht verspätet um 6.15 Uhr statt um 6 Uhr zum L'Evêque aufbrechen.

Mit Steigeisen und in drei 3er-Seilschaften ging es los. Blasenpflaster? Nein nicht nötig!
Über Geröllabhänge dem Sonnenaufgang entgegen, stiegen wir, begleitet von einem unangenehmen Geräusch von Metall auf Stein, auf den Glacier du Mont Collon hinunter. Auf dem nachfolgenden Gletscherfeld veränderte sich das Geräusch in ein eher entspannendes Knistern. Dennoch war Konzentration angesagt. Es musste darauf geachtet werden wohin der Fuss gestellt wird. Dank meiner hohen Gamaschen blieben meine Wanderschuhe beim Betreten einer tiefen Wasserlache, die sich im Eis gebildet hatte, trocken. «Meine Blase: hätte ich doch lieber ein Blasenpflaster vor dem Start angebracht-irgendwie fühlt es sich nicht mehr so gemütlich an» - Bei der nächsten Pause wollte ich mich darum kümmern. Wind und Regen begleiteten uns an diesem Morgen übers Eisfeld. Erwin liess sich dadurch nicht beirren und lief dem Regen zum Trotz ohne Regenjacke übers Feld.

Die Zeit war gekommen, das Problem hatte sich verdoppelt, jetzt mussten dringend zwei Blasenpflaster auf die Fersen; an jeden Fuss eins. Kurze Trink- und Umziehpause- und weiter ging unser Marsch. Die Gletscherspalten zeigten sich nicht nur eindrücklich sondern auch gefährlich. Erwin, unser Tourenleiter, zuvorderst an der Spitze, musste als erster die Erfahrung eines Einbruchs mit dem Fuss machen. Dabei zerbrach er auch gleich einen Stock.

Wir stiegen unter der finalen Felswand einem steilen Firnhang entgegen. Da erkundigte sich Erwin nach unserem Befinden und unserer Motivation für den weiteren Gipfelaufstieg. Dabei regnete es noch immer leicht und ein starker Wind blies uns um die Ohren. Aber was für eine Frage??? Natürlich wollten wir zum Ziel!!!

Hier liessen wir die Wanderstöcke zurück, dafür kam der Eispickel zu seinem Einsatz. Eindrücklich, herausfordernd, unheimlich steil, rutschig - «Was um alles in der Welt mache ich eigentlich hier?» Und dennoch: So wunderschön, herausfordernd und spannend.

Inzwischen wurde unser Wille, den L'Evêque zu besteigen, mit einstellen des Windes und aufkommenden Sonnenschein belohnt. Was kann man sich Besseres wünschen?

Das letzte Stück zum Gipfel, auf 3'716 m ü. M. bot uns noch einige schöne Kletterpartien. Stolz auf dem Gipfel angekommen, um ca. 11.20 Uhr, gratulierten wir uns gegenseitig für die tolle Leistung 😊. So eine Hochtour ist ein unbeschreibliches Gefühl. Wer von den Lesern mag sich noch an seine/ihre erste Hochtour erinnern? Oder überhaupt an seine erste Tour?

Fotos und einen Stärkungsimbiss hatten wir uns verdient. Was für eine Aussicht! Kein Wind und das Wetter zeigte sich nun von der besten Seite.

«Hier könnte man die Zeit vergessen! Aber wie kommen wir da wieder runter?

Der nun folgende Abstieg hatte schon noch so seine Tücken «dachte doch gleich, die Gratulation wäre eigentlich erst zurück in der Hütte angebracht».  Die Kletterpartie hoch und runter war die harmlosere Herausforderung auf unserer Tour.

Beim Rastplatz unter den Felsen, bei dem wir unsere Steigeisen wieder anzogen, konnte mal wieder ein dringendes Geschäft unbeobachtet verrichtet werden. Ursi versenkte einen Fuss in einer verdeckten Gletscherspalte und Simon zeigte seine überschüssige Kraft, indem er einen grossen Felsbrocken ins Wanken brachte. Mit montierten Steigeisen und vollster Konzentration ging's die beinahe senkrechte Schnee-/ Eiswand hinunter, wohl nicht immer ganz fototauglich: vorwärts, rückwärts oder auf allen Vieren. Die Gletscherspalten des Glacier du Mont-Collon lösten bald den Steilhang ab. Dieser Anblick! Gewaltig, wunderschön! Schwups und schon ist mein ganzes Bein in eine versteckte Gletscherspalte eingebrochen. Was für ein komisches Gefühl, so ohne Boden unter dem Fuss. Meine beiden Seilpartner Erwin und Simon hatten mich sicher im Griff bzw. am Seil. Christian machte eine ähnliche Erfahrung. Auch Priska, welche bis zum Hals eingebrochen und Makiko, welche sogar ganz in der Gletscherspalte verschwunden war, konnten durch Ihre Seilpartner sicher gehalten und wieder zu Tage geholt werden. Übers anschliessende Eisfeld ging es gut ohne weitere Vorkommnisse. Dann eine letzte Pause. Hier wurde losgeseilt und eine Stärkung zu sich genommen. Nun hiess es wieder, mit den Steigeisen, 150 Höhenmeter über einen Geröllhang hochsteigen, um anschliessend zur Hütte zu gelangen. Auch dieses Mal hörte sich das Geräusch Metall auf Stein nicht besser an.

Um ca. 15.15 Uhr kamen wir sicher, etwas müde aber überglücklich bei der Hüttentreppe an. Nach dem Demontieren der Steigeisen kam ein gefährlicher Aufstieg: ungesichert die 20 Stufen der defekten Treppe zur Hütte hoch.

Nun konnte wirklich gratuliert werden. Geschafft!!

Der Abend verlief ähnlich wie der Vorabend, mit gut gesalztem Essen und anschliessendem Jassen. Statt Gewitter gab es starke Windböen, die einen Aufenthalt ausserhalb des Hauses kaum zuliessen.

Dienstag-Morgen der Abreisetag. Dieses Mal war auch ich pünktlich um 5.15 Uhr beim Frühstück, trotz der Ohrenstöpsel.
Simon verliess uns als erster, da er für seine nächste Tour auf den Dom ein früheres Postauto erreichen wollte.

Wir stiegen dieses Mal mit Steigeisen über den Hanggletscher de Pièce ab. Eine sehr rutschige Eisschicht, viele tiefe Spalten und ein grosser Krater machten dies unumgänglich. Das verlieh uns eine gewisse Sicherheit.

15 Minuten vor der Postautoabfahrt um 10 Uhr erreichten wir Arolla poste. Es reichte gerade noch für einen Abschiedstrunk, Verabschiedung von Heidrun und Andreas und schon ging es Heimwärts.

Ich denke, ich schreibe im Namen Aller: Es war eine wunderschöne Tour. Vielen herzlichen Dank an Erwin für die Organisation, und die super Führung. Simon, Dir ein herzliches Dankeschön für die tollen Fotos. Du warst mein Fotograf!

Bis zum nächsten Mal

Irène Hux