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Beschreibung zu den Tourenanforderungen

Moron Röstigraben Lämmeren Teil 1

Röstigraben ?? Gibt es ihn überhaupt?

 

Gemäss Wikipedia ist er eine politische Grenze, welche sich vor allem bei Abstimmungen mit aussenpolitischen und Immigrations-Themen zeigt. Er sei in der letzten Zeit kleiner geworden; was bleibt, ist die Sprachgrenze zwischen Deutsch und Französisch, aber auch die ist nicht überall genau zu definieren.

Als im letzten Jahr das Datum der Einweihung der renovierten Lämmerenhütte bekannt wurde, reifte der Gedanke, zu Fuss vom renovierten Grathaus Moron zur Lämmerenhütte zu pilgern.

Beide liegen nicht genau auf dem Röstigraben, der Moron im französischen Gebiet, die Lämmeren im deutschen Raum, aber unweit der Sprachgrenze. Wir beschlossen, nicht den geraden Weg, welcher uns über Bern geführt hätte, zu beschreiten, sondern uns entlang der Sprachgrenze, eben am Röstigraben zu bewegen. Es existiert ein Wanderführer im Rotpunktverlag, welcher nicht nur praktische Hinweise zu den Etappen und zu Land und Leuten liefert, sondern schnell klar macht, dass der 'Röstigraben' über weite Strecken ein 'Röstigrat' ist.

 

Leider fand die Ausschreibung als Clubtour nicht gerade viele Anhänger, ich wurde viel darauf angesprochen, aber am Schluss waren wir nur fünf Angensteiner und Angensteinerinnen, welche die Route wagen wollten.

Am 18. August begaben sich Viktor, Fritz und ich mit einem kleinen Begleittross auf den Moron, um von dort zu starten. Andy und Ruth, zu Besuch aus Australien, sowie Stephanie aus den USA und Marianne aus Aesch wollten uns das Startgeleit geben. Beim Aufstieg zum Moron wurden wir erstmals ein wenig geduscht, dem grossen Gewitter konnten wir gerade noch entkommen. Natürlich feierten wir den Start mit Rösti und Fondue, um uns für die kommenden Tage zu stärken.

Am Samstagmorgen waren die Gewitterwolken weg und wir wanderten guten Mutes via Court, wo sich Andy und Ruth verabschiedeten, weiter auf den Montoz nach Pré Richard zum Berggasthaus Harzer. Hier wurde deutsch und französisch fröhlich durcheinander parliert, wir waren am Röstigraben angekommen. Ein vorzügliches Nachtessen, notabene inklusive der unterwegs gefundenen Eierschwämme, sowie der hausgebrannte Enzian erwarteten uns dort.

Am Sonntagmorgen zogen wir weiter über die Jurahöhen zum Bözingerberg, teils durch wenig begangene und zugewachsene Wanderpfade. Hier begeisterte uns die prächtige Aussicht auf die Jura-Seen und das Mittelland. Wir stiegen hinunter nach Biel und bezogen in der Lago Lodge in Niedau Quartier. Eine originelle Location im ehemaligen Expo Gelände, inklusive einer Beiz mit integrierter Brauerei. Stephanie und Marianne verabschiedeten sich hier, Ursi sollte im Laufe des Montags zu uns stossen.

Wir wanderten am Montag weiter über Magglingen zur Twannbachschlucht und durch Rebberge mit erstaunlich vielen Trauben bis La Neuveville. Die Kernmannschaft für die erste Woche mit Christian, Ursi, Viktor und Fritz war nun beisammen.

In La Neuveville erwartete uns in der Villa Carmen, einem ehemaligen Mädchenpensionat, ein schönes Hotel mit Swimming Pool. Wir genossen den schönen Sommerabend am Bielersee.

Unser Weg führte uns weiter über Murten, Fribourg la Berra, zum Schwarzsee.

Zuerst bestiegen wir von Le Landeron nach Sugiez das Schiff, um die langweilige Strecke entlang des Zihlkanals zu überbrücken. In La Sauge begeisterte das BirdLife-Naturzentrum, welches wir eingehend besuchten. Danach erklommen wir den Mont Vully, besichtigten den grossen Findling mit der Tafel für den heute unter Verruf geratenen Luis Agassiz und stiegen durch die Rebberge hinunter zum geschichtsträchtigen Ort Murten, wo Karl der Kühne 1426 den Mut verlor.

Zwischen Murten und Freiburg war es viel weniger langweilig als die Karte vermuten lässt. Wir wanderten entlang der Bibera, welche wieder intensiv mit Bibern bevölkert ist und badeten im Schiffenensee, von dem einige noch nie gehört hatten.

In Fribourg begeisterte uns die Altstadt und die Terrasse Belvédère mit einem herrlichen Blick auf die Sarine. Auch das Tinguely- und Niki de Saint Phalle-Museum liessen wir uns nicht entgehen, klein aber fein.

Das berühmte historische Funiculaire mit Abwasser-Antrieb benützten wir erst am nächsten Morgen beim Start zur langen Etappe auf La Berra. Auch hier kamen wir durch unbekannte Dörfer wie St. Silvestre und Chrache. Beim Aufstieg nach Cousimbert oder Chäseberg gerieten wir in ein kräftiges Gewitter. In der sympathischen, nach einem Brand neu erbauten Alphütte Cousimbert konnten wir uns trocknen und genossen zum ersten Mal Rösti, während sich 33 Dozenten und Dozentinnen der Fachhochschule Freiburg nebenan ein Fondue gönnten. In gemütlicher Wanderung über die Freiburger Hügel ging es am nächsten Tag weiter über La Berra nach Schwarzsee.

Hier klinkten sich Christian und Ursi aus, um in Basel an einem Familienanlass teilzunehmen, Viktor und Fritz machten sich allein auf, um über das Chalet du Soldat, hinter den Gastlosen, Saanen zu erreichen.

In der neuen Jugendherberge Gstaad Saanenland, geplant von Bürgi Schärer Architekten, welche auch die Renovation der Lämmeren planten, trafen wir uns am Sonntag wieder. Neu dabei Katherina, dafür verabschiedete sich Fritz. Zum Nachtessen erhielten wir Besuch von Ernst und Corinne Karrer, was uns sehr freute.

In Saanen begannen wir zu werweissen über die weitere Route. Der Wetterbericht für das kommende Wochenende ab Freitag war schlecht. Wir entschieden uns daher für die leichte Route via Geltenhütte, Wildhornhütte, Wildstrubelhütte, welche uns erlauben sollte, schon am Donnerstag die Wildstrubel Überschreitung zu machen. Aber wir hatten die Rechnung ohne Petrus gemacht, das Wetter schlug bereits Mittwochnacht um.

Vorerst wanderten wir bei strahlendem Wetter am Lauenensee vorbei zur Geltenhütte, bestaunten den Geltenschuss und die grosse Yak-Herde sowie die fantastische Landschaft. Die Hütte ist frisch renoviert und ein Bijou.

Weiter ging es zur Wildhornhütte. Unterwegs auf der Alp Stierentungel entdeckte Ursi eine Glocke, welche ihrem Grossvater gehört hatte. Der Senn und heutige Besitzer der schönen Alp ist nebenbei Präsident der Gemeinde Lauenen. Wir zogen nach der netten Begegnung weiter, bestiegen noch das Iffigenhorn wegen der Aussicht und weil wir dachten, wir hätten sonst zu wenig gemacht.

Von der Wildhornhütte aus nahmen wir den längeren Weg über das Schnidejoch und den Rawilpass unter die Füsse. Unterwegs begegneten uns nicht nur einige Biker auf ihrer Abfahrt von der Wildstrubelhütte, sondern auch noch zwei junge Männer mit Einrädern!

Der Himmel hatte sich verdüstert und in der Nacht brachen Gewitter und Regenfälle los. Am Morgen berieten wir uns lange, auch mit der Hüttenwartin, schliesslich entscheiden wir uns, auf die Wildstrubel Überquerung zu verzichten und stattdessen nach Montana abzusteigen. Die Plaine Morte und der Wildstrubel waren in Wolken gehüllt und die Meteo prognostizierte heftige Niederschläge ab Mittag. Unterwegs kamen wir in ein Gewitter, was den Entscheid bestätigte. Da wir nun schon unten waren, fuhren wir weiter nach Leukerbad zum Thermalbad. Der Badebereich war leider geschlossen, immerhin blieb uns die Sauna, welche wir sehr genossen.

Katherina verabschiedete sich am Freitagmorgen und wir zogen zu dritt weiter zur Lämmerenhütte. Das Wetter war wieder besser und wir begannen zu hadern, ob wir nicht doch hätten warten müssen. Wir besuchten den Lämmerengletscher und waren entsetzt über den Rückgang.

Am Samstag, dem Tag der Einweihung, war es weiss und es schneite fast den ganzen Tag. Die Einweihung war trotzdem schön und gemütlich, aber darüber wird an anderer Stelle berichtet.

 

Fazit: es war ein schönes Erlebnis mit vielen Eindrücken. Wir trafen nette Leute auf beiden Seiten, deutsch und französisch, unter anderem ein Paar aus dem französischen Fribourg, welches uns den Röstigraben aus ihrer Sicht erklärte. Er existiert wahrscheinlich nicht wirklich und die Welschen haben Rösti mittlerweile so gern wie wir Deutschsprachigen das Fondue.

Aber es lohnt sich ihn zu wandern, sei's im Graben oder auf dem Grat.

 

Bericht: Christian Aeschlimann

Bilder: Viktor Greuter, Ursi Ebner