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Beschreibung zu den Tourenanforderungen

Wildgärst statt Val Duana

Biwaktour nicht im Val Duana - sondern auf den Wildgärst

Nach etlichen Anpassungen in der Tourenplanung und entgegen der ursprünglichen Idee in der Ausschreibung, ging's 'nicht zu früh' nach Grindelwald. Spitzfindige Zungen behaupten, dass der 6:30 Uhr Zug doch noch mehr als früh genug sei... Sei's drum. Ohne diesen Vorsprung wäre wohl unser Mittagsschläfchen anders ausgefallen. Doch davon später.

Wir fuhren daher mit allen Japanern, Chinesen und sonstigen Asiaten mit dem Zug nach Grindelwald und verfolgten in Zweilütschinen die bei jeder Zugsfahrt stattindende Rochade derjenigen Zugsgäste, die entweder im Geografieunterricht einen attraktiven Fenstplatz belegt hatten oder der Westeuropäischen Schriftzeichen nicht mächtig sind. Wir bedauerten dabei lediglich das Zugspersonal, müssen diese doch bei jeder Fahrt versuchen den Zugsfahrplan einzuhalten.

In Grindelwald beschlossen wir, dass Muriel ihr GA maximal ausnützen soll und bemühten den Buschauffeur von Grindelwald-Bus, uns bis zum oberen Grindelwaldgletscher, am Ende des Dorfes Grindelwald, mit zu nehmen. Dabei bemerkte ich nebenbei, dass diese Busstrecke wohl insofern speziell sein muss, da diese Busse das Schweizer Postauto-Dreiklanghorn tuten lassen dürfen, obwohl kein Postauto Busbetrieb. Aber vielleicht liegt das ja auch am selben überhöhten Pneuverschleiss auf der der Fahrt zur grossen Scheidegg, wie beim gleichfarbigen Transport-Konkurrenten, der im letzten Jahr politische Negativschlagzeilen mit grossem Medienecho machte.

Dem fahrbaren Untersatz entstiegen, stürmten wir zügig los, denn im Schatten des Wetterhorns war es schon knackig frisch. Etwas dem Hüttenweg zur Glecksteinhütte folgend, verliessen wir diesen schon nach der ersten Abzweigung wieder und waren froh, auf die sonnenbeschienene Seite der grossen Scheidegg zu kommen. Dabei achteten wir stetig, den diversen, wohlbekannten Touristenautobahnen nicht zu nahe zu kommen. Deshalb gab's auch ein paar Querfeldein-Einlagen, die aber alle bestens meisterten.

Auf dem grasigen Südwestrücken des Gemschberges, der zur grossen Scheidegg herunger zieht, hatte unser in die höhe strebender Aufstieg ein vorläufiges Ende. Einerseits da die Aussicht zu verlockend war, um dort nicht eine Pause einzulegen und andererseits da der Untergrund mit trockenem und federndem Heidelbeerenkraut bedeckt war. Carole wurde fast magisch davon angezogen, und so gab sie sich der überstark werdenden Schwerkraft hin, legte sich genüsslich hinein, worauf auch ihre Augenlieder den restlichen Gliedern folgten. Wir machten es ihr gleich, da wir noch mehr als genügend Zeit bis zum Nachtessen auf der Schwarzwaldalp hatten. Und so kam es, dass wir alle vier in den Nachmittag hineindösten, bis es mir, aufgrund des ebenfalls eingeschlafenen Windes und der Sonne auf den Kleidern, zu warm wurde und ich zur Abkühlung aufstehen musste. Gewissen Teilnehmerinnnen viel es offensichtlich schwer, um nach einer Stunde wieder auf zu wachen und den Abstieg zur Schwarzwaldalp in Angriff zu nehmen.

Die dort geplante Übernachtung entspach dann aber so gar nicht dem ausgeschriebenen Biwak. Denn wir liessen uns, in gütlichem Einvernehmen mit den Wirtsleuten der Schwarzwaldalp, mit deren hochkarätigen Nachtessen verwöhnen. Die Schlafräume hatten wir schon vorher inspiziert und festgestellt, dass das auf 5 Uhr geplante Morgenessen ebenfalls um einiges weniger spartanisch sein wird, obwohl wir unseren Kaffee und Tee selber zubereiten werden. Das zahlte sich im Nachhinein aber vielfach aus, da wir schon kurz vor 6 Uhr losmarschieren konnten und somit genügend Zeit hatten, um nach der Rückkehr noch einen obligatorischen Meringue zu verspeisen.

Nun galt es aber zuerst in der ungewöhnlich finsteren Nacht, der Mond war schon unter gegangen und keine künstliche Beleuchtung behinderte unseren Blick zu Milchstasse und Sternen, die heulenden Wölfe auf der Schwarzwaldalp zu verscheuchen und den richtigen Abzweiger zu finden. Es stellte sich dann aber heraus, dass die Wölfe nur ein Hirsch war und dass der Abzweiger mit einer reflektierenden Tafel beschildert ist. So stand dem stillen Genuss des Erlebnis des anbrechenden Morgens nichts mehr im Wege.

Etwas vor dem sich abzeichnenden Kältesee auf der Alp Breitenboden, machten wir unseren ersten Halt im fahlen Licht der Morgendämmerung und verspeisten die herrlichen, geschmierten Brote der Schwarzwaldalp, die wir als Zmorge-Ersatz mitbekommen hatten. Aus meiner Sicht eine gute Idee, wenn die Gaststube am Morgen früh nicht zugänglich gemacht werden kann.

Der weitere Aufstieg verlief ruhig und wurde nur durch eine an uns interessierten Gämse und durch das gefrohrene Hagelseewli unterbrochen, mussten doch beide fotografisch verewigt werden. Erst ein kleiner Verhauer im Geröll, nördlich des Blau Gletscherlis - übrigens das einzige noch angeschriebene Eisfeld auf dem Blatt Brienz von Swisstopo - bremste uns etwas. Aber wir meisterten auch dies mit Bravour und standen exakt im Plan auf dem Gipfel, rund 5 Stunden nach dem frühmorgendlichen Aufbruch.

Wir entdeckten zur Rettung der Tourenausschreibung noch eine kleine Biwak-Mauer auf dem breiten Gipfel des Wildgärsts. Dahinter gekauert, holten wir nun unser Biwak nach, welches wir in der Nacht verschmäht hatten! Nach mindestens einer Stunde hartem Biwak auf dem Gipfel - oder hatte ich das nur geträumt? - machten wir uns an den Abstieg.

Dieser führte uns durch's Paralleltal Wischbääch runter nach Scheidegg Oberläger. Wir erreichten nach einer weiteren Querfeldeineinlage, die wir ebenfalls glücklich und ohne Abseilen überstanden, noch bevor die Schatten von Wetter- und Wellhorn über die Schwarzwaldalp zogen, den Postauto Wendeplatz beim Ausgangsort. Der Plan, statt noch zwei Stunden an der Sonne zu sitzen und die letzte ÖV-Verbindung runter nach Meiringen zu nutzen, schon den viertel nach drei Bus zu nehmen und am Bahnhof Meiringen den obilgaten Meringue zu verdrücken, behagte mir nicht ganz, denn ich befürchtete eine Nebelsuppe im Haslital, sahen wir doch das Nebelmeer vom Gipfel aus über dem gesamten Mittelland ausgebreitet.

Doch wider Erwarten traffen wir, am Bahnhof Meiringen angekommen, gleissende Abendsonne an, die lediglich durch eine feine Dunstschicht gebremst, ihr warmes Licht über das Dorf warf. So stand dem Besuch im Garten der Bahnhofsbeiz nichts mehr im Wege. Dabei konnten wir das spektakuläre Phänomen von über den Brünig schwappendem Nebel beobachten, der sich ein paar 100 Meter unterhalb des Passes auflöste. Ein richtiger Wolken-Wasserfall ergoss sich dabei ins Nichts.

Damit endete eine super Tour, ohne spektakuläre Namen und Heldentaten zwar, aber mit überaus ausgewogenem Publikum (sprich Teilnehmern), mit wunderschönen Ausblicken und genüsslichen Pausen.

Teilnehmer: Muriel, Carole und Annemarie
Fotos: Muriel, Dominik und Carole
TL + Text: Dominik