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Strahlhorn und Breithorn (Zermatt)

3-Tages-Skitour Saas Fee - Zermatt, 26.3.-28.3.

Kurz zusammengefasst für schnelle QuerleserInnen: 1 Tourenleiter - Christoph, 2 Teilnehmerinnen - Ruth und Uschi; 2 4000er Gipfel - Allalin- und Breithorn; fast 50 km auf Ski unterwegs, 2100 hm hinauf und 5900 hm hinunter, bei z.T. superbem Schnee; immer wieder Sonne pur, ein faszinierendes Bergpanorama klangvoller Namen - eine insgesamt wunderbar inszenierte Tour!

Interesse geweckt? Doch Lust bekommen, mehr zu lesen?

Am Freitag reisen wir in etwa 4 Stunden von Basel bis auf's Mittelallalin, bzw. von 260 m auf 3456 m. Dort fellen wir an, nehmen unsere «Eingehtour» in Angriff und steigen in etwa 2.5 Stunden auf den Gipfel des Allalinhorns (4027 m). Da es sehr abgeblasen und dementsprechend die Unterlage hart ist, montieren wir die Harscheisen. Im steiler werdenden Gelände wird gleich noch die Spitzkehrentechnik getestet und der Test bestanden. Ab dem Skidepot stapfen wir mit Steigeisen zum Gipfelkreuz, wo uns der erste tolle Rundblick dieser 3 Tage empfängt: Strahlhorn, Dufourspitze, Rimpfischhorn, Breithorn, Matterhorn, Dent Blanche, Zinalrothorn… . Die Abfahrt hinunter Richtung Felskinn ist ganz schön hart und lässt die Oberschenkel vibrieren, sie brennen richtig in dieser Höhe. Und ich muss sehen, dass ich den beiden Super-SkifahrerInnen Ruth und Christoph hinterherkomme. Dann müssen wir noch einmal anfellen, und in 1.5 Stunden hinauf am Felskinn vorbei zum Egginerjoch und auf gleicher Höhe bleibend zur Britannia Hütte (3027 m) queren. Das war eine anstrengende Eingehtour! Das Bier auf der Hütte schmeckt uns allen drei ganz ausgezeichnet, später zum Essen wählt Christoph einen Walliser Rotwein aus, wir geniessen den Abend.

Der Samstagmorgen empfängt uns mit Nebel und 10 cm Neuschnee, um 7.00 Uhr fahren wir ab Richtung Allalingletscher bis auf Punkt 2940 m, montieren die Felle und machen uns gegen 7.30 Uhr bei wenigen Minusgraden auf den Weg zum Adlerpass. Es hellt auf, und ab jetzt haben wir immer den Adlerpass vor Augen. Aber er scheint einfach nicht näher zu kommen - über 3 Stunden dauert es bis wir oben am Pass (3785 m) ankommen. Starke Windböen fegen über das Gratstück in Richtung des Wolken verhangenen Strahlhorngipfels, und eine Gruppe vor uns wird trotz ihrer Steigeisen mächtig durchgeschüttelt. Dort hinauf, das würde kein Spaziergang und viel Zeit kosten. Ausserdem möchte ich noch Energie für die sehr lange Abfahrt nach Zermatt «aufheben», und so entscheiden wir uns dafür, direkt nach Zermatt abzufahren. Herzlichen Dank an Ruth und Christoph, für euer Verständnis!

Übrigens erfolgte die erste touristische Überschreitung im Sommer 1849 durch eine Seilschaft, die auf dem Pass eine Adlerfeder fand. Diese soll dem Pass zu seinem Namen verholfen haben - ob das stimmt, lässt sich nicht nachprüfen, aber es ist eine schöne Anekdote.

Wir dagegen müssen bei starkem Wind und Kälte abfellen und die steile Flanke auf die Zermatter Seite hinunterfahren bzw. erst einen Teil abrutschen. Endlich kommen wir auf dem Adlergletscher an, es ist windstill und warm, gerade recht für eine Mittagspause. Ab jetzt schauen wir die gesamte Abfahrt über direkt aufs Matterhorn, der Hörnligrat wird mit der Zeit immer deutlicher zu sehen. Und erst ein paar hundert Höhenmeter tiefer am Findelgletscher ist es warm genug für Firnschwünge durch eine Mondlandschaft aus schotterigen Moränenwällen, Bachläufen und weiten Schneefeldern.

Endlich kommen wir kurz nach dem Grünsee zur Hütte Ze Seewjinen, hier gibt es «Take-away», und wir tanken bei Rösti und Apfelstrudel neue Kräfte. Nun noch einmal anfellen und hinauf Richtung Riffelalp, um von dort auf die Skipiste hinunter nach Zermatt zu gelangen. Es wird ein langer Tag, gegen 17.00 Uhr erreichen wir den Shuttlezug nach Täsch.
Fazit: der Übergang von Saas Fee nach Zermatt im Hochgebirge, diese ewig lange Abfahrt waren atemberaubend!
Anschliessend gönnen wir uns eine Nacht im Tal, Christoph hat für uns ein Familienzimmer im Täscherhof reserviert, wir schlafen wie die Murmeltiere.

Unser dritter Tag beginnt bequem. Mit der Seilbahn schweben wir mühelos auf das 3882 m hohe Klein Matterhorn. Nur knapp 300 hm sind es von der Bergstation  bis zum Gipfel des Breithorns (4164 m). Der Gipfelhang ist sehr hart und wir sind die 1. Gruppe, die mit Ski, Fellen und Harscheisen konzentriert hinaufsteigt, alle anderen haben die Ski unten gelassen und gehen mit Steigeisen hinauf. Vom Gipfel sehen wir wolkenfrei alle Zermatter Viertausender, den Mont Blanc, auch die Berner Alpen grüssen herüber und sogar der Monviso aus dem Süden. Anschliessend rattern wir über den Gipfelhang hinunter und queren leicht abfahrend Richtung Schwarztor.
Nach kurzer Mittagspause beginnt der eigentliche Höhepunkt des Tages, die Abfahrt über den Schwärzegletscher, ein aufregender Slalom durch eine fantastische Szenerie aus Schnee, Gletschereis und Séracs. Wir sind nordseitig unterwegs, der Schnee ist weich, Christoph entdeckt «Pülverle» und weiter unten sogar aufgefirnte Flanken. Wir kommen zum Gornergletscher und geniessen die breiten Schneefelder. Aber dann verengt sich das Tal zu einer engen Schlucht, Gletscherbrocken türmen sich über dem Bach auf, wie in einer Achterbahn müssen wir uns hinauf und hinunter schlängeln, bis uns die Schlucht frei gibt. Jetzt brauchen wir nur noch über einen Bach queren und auf die Skipiste hinaufsteigen, aber auch hier hat Christoph noch ein Schmankerl parat, wir fahren ein Stück weiter, um dann über eine recht hohe Hängebrücke direkt auf die Pistenabfahrt zu gelangen. Wir treffen auf eine Skihütte, holen uns etwas zu trinken, schauen in die Sonne, war's nur ein Traum, diese Wahnsinnsabfahrt?

Eine findige Marketingperson hat für die Bergbahn auf's Klein Matterhorn den Namen «Matterhorn glacier paradise» kreiert, vielleicht dachte sie dabei an eine Freeride-Abfahrt den Schwärzegletscher hinunter - bei 50 cm unberührtem Pulver würde man wohl gerne in diesem Paradies bleiben wollen. Wir kamen dem recht nahe, blieben aber lieber auf der Erde und kehrten gesund und glücklich nach Hause - dir, Christoph, sehr herzlichen Dank für diese fantastische Tour samt wunderschöner Glücksmomente!

Uschi Sonnenschein, 7. April 2021