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Sunnighorn / Simmeflue-Steig (1397)

Simmenfluh, 26.08.2021

Wörter und Worte sind mir eigentlich lieber als Zahlen. Aber ohne Zahlen gehts nicht; wer Zahlen gar nicht mag: bitte weiterblättern.

Mit der 22 fängts an. Seit 22 Jahren fahre ich häufig und einigermassen regelmässig an dieser Simmenfluh vorbei Richtung Frutigland (seltener und unregelmässig auch ins Simmental). Vor etwa 20 Jahren habe ich erfahren, dass es da hinauf einen Weg geben soll. Einen 'Weg'? Gehts noch? Vor 19 Jahren dachte ich zum ersten Mal: Da will ich hinauf. Vor 18, 17, 16 … 3, 2, 1 Jahren dachte ich das noch immer. Dann kommt das Jahresprogramm 2021 der Sektion: Mit Ursi durch die Simmenfluh! Als nächstes kommt die Zahl 3. 3 mal anmelden, weil im Mai schiffts, im Juni schiffts - und im August klappts. Als nächstes folgt diese schöne Schnappszahl: 333 stehen da auf einem Kiesplatz, einer kleinen Lichtung am Fuss der Wand. Quatsch, natürlich sind wir nicht 333 Angensteinerinnen und Angensteiner, die sich da vorbereiten, sondern wir bringen zusammen 333 Jahre mit, nicht ganz gerecht verteilt auf Ursi, Esther, Martin, Däny und mich. Und wie wir das Material auslegen, uns angeschirren und von Ursi die Regeln eines einfachen Klettersteigs erklären lassen, denke ich: 'Daaaa willst du wirklich hinauf?' Gut, dass nicht allzu viel Zeit bleibt, mich meinem Bammel hinzugeben und mich umzubesinnen, und auch gut, dass wir im Klettersteig-Modus gehen: Es geht gut, es geht leicht, es ist Zeit für zwei-drei Fotohalte und es braucht nicht viel Mut, um in die Tiefe zu blicken. Vor dort unten gesellt sich ein weiterer Begleiter zu uns, es ist ein regelmässiges Rauschen, und es ist leider nicht das Rauschen der Simme, und es ist gut, dass sich diese Nummer 6 dann auch verabschiedet. Längst ist der Bammel der Freude am vergnüglichen Steigen gewichen. Eindrücklich, was die Erbauer da geleistet haben. Die Nummern 1 übrigens, die diesen Weg begangen haben, waren SAC-Ehrenmitglied Paul Montandon (1858-1948) und seine Frau Sarah; damals, im Mai 1904, war da allerdings noch kein Weg. Der Weg wurde erst im Jahr 1911 'vorbereitet' - durch einen Brand, vermutlich durch Blitzschlag ausgelöst, und rund 20 Jahre danach wurde der Weg tatsächlich angelegt, einerseits um das Restholz zu bergen, anderseits um wieder aufzuforsten. Die gut unterhaltene metallene Infrastruktur und angenehm angelegte Steintreppen führen uns an einigen Höhlen vorbei zum Grippelisattel und zum Gipfel des Sunnighorns (1397 m). Zeit für eindrücklichen Rundumblick, Zeit, um Albert Egglers zu gedenken - der Leiter der erfolgreichen Schweizer Himalaya-Expedition 1956 ist hier oben im Jahr 1998 im Alter von 85 Jahren tödlich verunglückt, Zeit, um merci zu sagen all jenen, die den Weg seit bald 90 Jahren unterhalten, und Zeit, um Ursi merci zu sagen, die unseren Bammel vertrieben und uns einen schönen Weg näher und seine Geschichte näher gebracht hat.

Freddy