Touren Berichte Hilfe
Login

Tierischer Gantrisch

Ochse, Widdersgrind, Schafberg, Gemsflue... eine wahrlich tierische Palette an Skitouren steht im Gantrisch zur Auswahl. Wobei die Betonung auf Ski- bei der aktuellen Schneelage in diesem Frühwinter 2022 nicht a priori gegeben ist. Nach diversen Erkundungen und den Auskünften unserer Locals komme ich zum Schluss, die Tour auf den formschönen, weiss ins Simmental leuchtenden Schafarnisch mal wie geplant zu starten. Die erste Schlüsselstelle erwartet uns dann schon an der Talstation der Kaisereggbahnen, wo das halbe Seislerland nach Skiglück dürstet, als ob das einzig hier zu finden wäre. Eine lange Schlange an der Kasse und dasselbe nochmals am Sesselilift brachte uns einen Rückstand auf den Fahrplan ein. Die zweite Schlüsselstelle bestand dann darin, mit einer einzigen Punktekarte 11 AngensteinerInnen in dieser langen Schlange hintereinander durch das Drehkreuz zu lotsen, und das in Konkurrenz zu einer geheizten Toilette.

Pulver findet sich bekanntlich im Schatten - beides fanden wir bei der beschwingten, aber frostigen Abfahrt in den hintersten Muscherenschlund, wo wir - oh Freude - am einzigen kurz besonnten Platz die Felle aufzogen. Schnee lag wie erwartet nicht übermässig, aber genügend für einen angenehmen Aufstieg. Eine Überraschung wartete dann im Sattel des Chüearnisch - wo sich der Aufstieg über den Westhang in herbstlichen Verhältnissen präsentierte. Doch weil wir wussten, dass die andere, gegen das Simmental gerichtete Nordseite weiss eingepackt war, liessen wir uns davon nicht abschrecken. Und schon bald genossen wir auf dem Gipfel Lunch und den weiten Rundblick in die Berner Alpen, sogar das Matterhon zeigte sich ganz diskret und unprätentiös im Panorama. Der schöne, steile Osthang erlaubte grosszügige Schwünge bis zur Einfahrt in den Felsriegel der Nordflanke. Die Variante über die Märe mit der schneesicheren Abfahrt zur Gurnigelstrasse liessen wir aus zeitlichen Gründen fahren, nur ein einziges Poschi erlaubt die Rückkehr aus dem Hengstschlund in die Zivilisation, und zum improvisieren sind wir doch etwas zu viele. Zurück zum Start hiess die Alternative, und diese führte uns zunächst mit einer Abfahrt durch den Chännelgantrisch in den Muscherenschlund. Hier diente der vorhandene Schnee primär dazu, die ebenfalls vorhandene Geröllhalde sanft zu verstecken. Jetzt wäre eigentlich ein Schnäpsli in der Besenbeiz im Gantrischli angesagt, um den Anblick des Skibelags erträglicher zu machen, aber wir hatten ja noch den Gegenanstieg zurück ins Skigebiet vor uns. In einer prächtigen Abendstimmung rüsteten wir uns für die letzte Abfahrt, diesmal auf den gut präparierten Skipisten zurück nach Schwarzsee - wo sich die einen in den im Stau steckenden Bus stürzten, während die anderen im Omikron-Stübli noch auf die gelungene Tour (und den nächsten Grossschneefall) anstiessen.