Touren Berichte Hilfe
Login

Sustenhorn von der wilden Seite

Was tun, wenn eine heftige Gewitterfront am Tag der Tour diese unmöglich zu machen droht? Also erstmal umplanen, statt Sustenhorn-Ostgrat vielleicht lieber das Chli/Gross-Läckihorn, kürzer und mit mehr Ausstiegsoptionen. Bei perfektem Sonnenschein machten wir uns zu viert auf die dreistündige, unsteile Wanderung ab Realp zur sehr nett gelegene und gut bewartete Rotondo-Hütte, in der wir ein ganzes Riesenzimmer für uns hatten. Bergführer Janis' Entscheidung, das schöne Wetter mit dem Gleitschirm zu Nutzen und uns daher mit dem Auto erst am Parkplatz Oberstafel vor dem eigentlichen Hüttenzustieg zu treffen, sollte sich übrigens noch als sehr praktisch erweisen. Aber die Gewitter haben's mitbekommen und wollen auch mit auf die neue Tour. Dann muss eben die Technik ran, d.h. beim Znacht nochmal alle Wetter-Apps studieren, und zwar genau! Die Regenprognose von Meteo Schweiz hat sich als ziemlich genau erwiesen und uns nach nächtlichen Regengüssen am nächsten Morgen ein Schönwetterfenster zwischen 10 Uhr und 14 Uhr versprochen, dass wir nach einem ausgiebigen Brunch und etwas Selbstaufstieg-mit-Flaschenzug-nach-Spaltensturz-Training auch gut genutzt haben.

Nach etwas über einer Stunde Zustieg auf eher flachem Schutt- und Blockgelände bis zum Witenwasserengletscher, kurz über und dann neben diesem auf einigen anfangs bequem ohne, am Ende aber nur noch mit Steigeisen zu bestapfenden Firnfeldern standen wir am Einstieg im Sattel zwischen Chli- und Gross Läckihorn. Nach einer plattigen 3er-Einstiegs-Seillänge folgte eine schöne, teilweise recht ausgesetzter Kletterei im zweiten Schwierigkeitsgrad am laufenden Seil mit Zackensicherung. Eine knappe Stunde später standen wir am Gipfel, wo wir gerade noch die Goretex-Jacken hervorkramen konnten, um im leichten Regen den beschleunigten Abstieg anzutreten. Diese führte kurz über steileres Schuttgelände und dann mit Unterstützung von freundlichem Wetter sowie weiteren Firn- und Schneefeldern zurück auf den kurzen Alpinweg vom Gletscher zur Hütte. Wegen drohendem Gewitter gabs nicht den erhofften Kaffee und Kuchen auf der Hütte, sondern ging eine eilige halbe Stunde abwärts nach Oberstafel, wo der bislang nur mässig lästige Regen ziemlich plötzlich ins störende Prasseln wechselte, was im gemütlichen Auto aber durchaus aushalten liess. Nicht auszudenken, wie nass wir während einer mindestens zweistündigen Wanderung nach Realp geworden wären. Danke an Ursi, Ruedi, Stephan und vor allem Planungsgenie Janis für die den ungünstigen Umständen perfekt angepasste Tour!