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Rund um den Ortler

Tour du Ciel - dem Himmel so nah

Tag 1: Zermatt - Schwarzsee - Schönbielhütte

An unserem ersten Tag hing zwischen Himmel und Erde eine dicke Schicht Wolken. Aus dieser rieselte auch etwas Regen und weiter oben etwas Schnee. Zusammen mit dem Wind und dem geschlossenen Restaurant bei der Bahnstation Schwarzsee ein eher unterkühlter Start in unsere Tourenwoche. Also ab auf die Ski und der geschlossenen Piste folgend runter zum Zmuttbach, bei welchem wir die Felle für unseren ersten Aufstieg aufzogen. Der Moräne folgend konnten wir knapp einen Blick auf unsere morgige Aufstiegsroute erhaschen. Durch diese vom Gletscher abgeschliffenen Felsen solls also gehen? Elli ist sich sicher und sieht bereits die Rampe, welcher wir folgen werden. Nun ging es aber erst mal Richtung Schönbielhütte und dem erhofften Holzöfeli. Tatsächlich war dieses zu Heidruns Freude vorhanden. Der übrige Bereich der Hütte gestaltete sich eher kühl, was sich auch auf den Trocknungsprozess der Innenschuhe (im Schuhraum) auswirken sollte. Unseren ersten gemeinsamen Tag verbrachten wir dann auf der Hütte bei Suppe, Geplauder und einem Nachmittagsnickerchen. Die Umgebung zeigte sich gegen Abend bei freundlicherem Wetter und so konnten wir beim WC-Gang einen Blick auf das Matterhorn werfen, bevor wir uns zur ersten Übernachtung zurückzogen.

 

Tag 2: Atemberaubend Teil 1

Nach einer knackigen kurzen Abfahrt auf dem hart gefrorenen Schnee stiegen wir also nun der am Vortag entdeckten und auf der Karte eingezeichneten Rampe zum Hohwänggletscher empor. Diese wollte aber verdient sein und raubte uns mit jeder der gefühlt unendlich vielen Spitzkehren den Atem. Der steile Gletscherabbruch bot uns erste Einblicke in die eisig-schöne Landschaft, welche sich uns nach dem steilen Aufstieg eröffnete. Weit konnten wir nun den Blick vom Plateau aus in Richtung Monte Rosa schweifen lassen und die grandiose Aussicht bei blauem Himmel und Sonnenschein geniessen. Nach einer kurzen Rast gingen wir dem höchsten Punkt des Tages, dem Col Durand entgegen. Hier beeindruckt nicht nur der Blick nach oben an die Dent Blanche, sondern auch der Blick nach unten auf den Glacier Durand, welchem wir nach einer kurzen Umbaupause auf einer zuerst steilen und dann zwischen Gletscherspalten verlaufenden Route folgten. Nach einer langen Passage über den flacher werdenden Gletscher folgte noch die Apres-Ski Skitour in der Mittagshitze hoch zur Cabane du Mountet. Dort angekommen erst mal die wichtigsten Fakten:

Öfeli - check (aber nur 1 Holzscheit aufs Mal!)

Feines z'Mittag - check

Panorama-Aussicht beim WC-Gang - check

Für Annika war das ganze dann etwas zu atemberaubend, sie testete von Kopfschmerzen geplagt das ziemlich bequeme Lager.

 

Tag 3: Atemberaubend Teil 2

Am dritten Tag starteten wir ohne Abfahrt gleich nach dem Frühstück mit einem Aufstieg zur Arete du Blanc. Am Grat hiess es zum ersten Mal auf unserer Tour Ski aufbinden, Steigeisen montieren und Pickel in die Hand. Auf dem schmalen Grat gingen wir sorgfältig jeweils zu zweit und immer schön auf unsere Füsse achtend voran und genossen die atemberaubenden Aus- und Tiefblicke, welche sich uns boten. Dabei gilt es aber auf die vorhandenen Wächten (Corniche) zu achten und nicht bereits an Cornichons auf feinem Mittagsplättchen zu denken. Etwas sehr atemberaubend waren die etwas schief aufgebundenen Ski, was Heidrun überhaupt nicht und Elli dafür umso mehr den Atem verschlug.  Nachdem dies und auch die Schlüsselstelle im Abstieg überwunden war, fanden wir uns schon bald auf dem Wintergipfel des Blanc du Moming wieder, von wo aus wir stolz auf den gemeisterten Grat zurückblicken. Bestens war auch die Aussicht auf unsere bevorstehende Abfahrt und die logischste Position der Hütte - oder ist es doch ein Stein?

Wer glaubt, das 'atemberaubend' des zweiten Tages beziehe sich lediglich auf den luftigen Grat, liegt nur teilweise Richtig. Die Abfahrt durch den noch beinahe pulvrigen Schnee offenbarte uns eine wahrlich phantastische Welt aus Schnee und Eis, welche wir beeindruckt er- und durchfahren durften. Immer wieder blieben wir stehen und bewunderten die schroffen Abbrüche und blauen Farbschimmer, welche perfekt mit dem abermals blauen Himmel harmonierten. Auch die Cabanne Arpipettaz (zum Glück doch kein Stein) will mit einem Aufstieg in der Mittagshitze verdient sein. Bei der gemütlichen Hütte wurden wir herzlich von Piere und Pierrot empfangen und wir gönnten uns nun das Mittagsplättchen mit Wurst, Käse und Cornichons. Die Hütte wurde schnell zu unser aller Lieblingsplätzchen mit der absolut besten Lage erklärt. Zufrieden liessen wir den Tag bei feinem Fondue gemütlich ausklingen und gingen früh ins Bett, da wir einen weiteren morgendlichen Aufstieg vor uns hatten.

 

Tag 4: Wind, Schnee und eine letzte Schlüsselstelle

Unser vierter Tourentag begann mit dem Aufstieg in Richtung Weisshorn, welches sich nun leider in grauen Nebel hüllte. Leichter Schneefall und Wind begleiteten uns zur Crete de Milon, wo die Schüsselstelle des Tages auf uns wartete. Ein mit Schnee gefülltes Couloir wurde mit aufgebundenen Ski, Steigeisen, Fixseil und wenn nötig mit Sicherung von Elli überwunden. Und schon präsentierte sich uns der Adlerhorst, welcher unser nächstes Ziel sein wird: Die Capane de Tracuit.

Die Abfahrt entsprach dem Aufstieg, also wenig Sicht, etwas Harst und viel Vorsicht war auf dem Plan, bis wir uns in der Ebene unter der Hütte wiederfanden. Immerhin etwas brachten uns die Wolken und das Schneetreiben: Der heutige Wiederaufstieg war definitiv nicht zu heiss. Zum Schluss warteten noch einige Spitzkehren, welche wir nach unserem Training von Tag 2 bestens hinter uns brachten. Gefolgt wurden diese von wenigen Metern Kraxelei hin zum Col de Tracuit. Im Col hatte der Wind gehörig aufgefrischt und wir nahmen die letzten Meter zur Hütte rasch unter die Felle. In der Hütte erlebten wir nach den heimeligen Vorgängermodellen einen architektonischen Kulturschock. Und dieser Schock sollte nicht der einzige bleiben: Ein Blick aufs Wetter offenbarte uns starke Schneefälle für den kommenden Morgen. Trotz dem angesagten Wetterroulette blieben wir beim Entscheid auf der Tracuit zu bleiben und erst mal eine Rösti zu verspeisen. Das hilft bekanntlich bei Schocks diverser Art. Immer wieder konnten wir einen Blick auf das schöne Panorama der Hütte zwischen den Wolken und Nebelschwanden erhaschen, plauderten, besserten unsere Französischkenntnisse auf und verbrachten gemeinsam einen gemütlichen Nachmittag. Die Fenster boten dabei nicht nur gelegentliche Aussichten sondern auch angenehme Strahlungswärme, wenn auch nicht so angenehm wie ein Holzöfeli.

 

Tag 5: Erstes kommt es anders und zweitens als geplant

Trotz schlechter Wettervorhersage vereinbarten wir die frühe Frühstückszeit und wollten uns auch pünktlich treffen. Das andauernde Schneetreiben bereitete Elli und Andreas eine erneute Besprechungsrunde und sie liessen Heidrun und Annika gleich weiter schlafen. Auch zur späteren Frühstückszeit waren die Aussichten grau und windig. Immerhin kam an diesem Morgen kurz das mitgebrachte Spiel zum Zuge. Dieses vermochte unsere angespannte Stimmung aber nur bedingt lösen. Weitergehen? Wann? Und vor allem: Über den Gletscher ohne Sicht zur Turtmannhütte oder so wie die anderen verbleibenden Türeler nach Zinal?

Am Mittag wollten wir es dann versuchen und erhofften uns Aufhellungen unterhalb der Hütte. Jedoch zeigte uns der kurze Gang vor die Hütte: Die angesagten Schneemengen waren tatsächlich als ca. 20cm Neuschnee angekommen. Schnell verwarfen wir die erste Abfahrtsroute und versuchten uns an einer zweiten Variante. Die schlechte Sicht und für unser Vorhaben absolut ungünstigen Verhältnisse liessen uns nach kurzen Versuchen zur Hütte zurückkehren. Schnell war klar, dass wir uns auf der sicheren Seite runter nach Zinal begeben werden. Also die Kletterstelle runter und einen kurzen steileren Hang durchqueren. Nachdem dies geschafft war, genossen wir Schnee-/Wassersurfen bis unterhalb des Roc de la Vache, wo wir die Wanderung nach Zinal antreten wollten. Aber dieser Tag hatte auch noch eine erfreuliche Überraschung für uns: Nämlich genügend Schnee für eine Abfahrt mit nur kurzen Wandereinlagen bis auf ca. 1900 MüM. Hier wurden die Wandereinlagen länger und der Schokoladekonsum stieg. Auch wiederbelebende Gummibärli fanden Zuspruch. Unsere Skitourenwoche endete wettertechnisch so, wie wir sie starteten: Mit nebelverhangenen Bergen in einen schroffen Walliser Tal. Entgegen dem geschlossenen Restaurant Schwarzsee entdeckten wir aber hier ein geöffnetes Hotel und stiessen bei einem Ballon Johann und einem Plättli auf 5 Tage voller unvergesslicher Erlebnisse an ehe wir den Bus ins frühlingshafte Walliser Haupttal nahmen.

 

Mit dabei: Andreas (Tourenleiter), Elli (Bergführerin), Heidrun und Annika (Teilnehmerinnen)