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Präzis, wie man hier zu sagen pflegt, um 05.45h treffen sich vier Angensteiner in der Schalterhalle Bahnhof SBB, um das neue Loch im Lötschberg zu durchfahren. Stefan's Ankündigung, wir könnten am Sonntag, trotz Umstellung auf Sommerzeit, dank obgenannten Lochs schon um 17.30h in Basel zurück sein, löst Schmunzeln bis Unglauben aus. Im neuen Hub Visp ist das rote Tuckerchen auch schon präzis Richtung Zermatt abgefahren und konnte unsere 5-minütige Verspätung nicht abwarten. In Grächen dann fahren die Gondeln immer präzis Richtung Seetalhorn und - oh Wunder - entgegen der telefonischen Nachfrage gibt's Einzelfahrten für CHF 9.-. Das Wallis ist eben doch besser als die UBS!
Was wir im Stillen befürchtet haben, zeigt der Blick aus dem Gondelchen: auch diesen Winter hat's hier zu wenig geschneit. Und wenn, dann immer mit Wind. Wir benützen zuerst die Pistenfahrrinne und drehen dann ab nach Backbord in die trockenliegenden Riffe. Ich empfehle dem VR der UBS, ab sofort in Schneekanonen auch ausserhalb der Skigebiete zu investieren. Das Platthorn ist schnell gestrichen und unter Zuhilfenahme einiger seltener Schneerinnen steigen wir über grobe Blöcke zur Färichlicke. Das kurze Stück runter hat 20 cm Pulver über harter Unterlage. Wie Spinacker-Segeln. Wir ankern im Bödelchen und gehen in die Kombüse. Nach dem Aufstieg durchs herrliche Couloir zum Gässi wieder Steine und Stefan streicht auch Punkt 3146 (siehe Foto!).
Bald ist die Bordier erreicht und 1,5h später ist Piusens Küche gemütlich warm, der erste Durst gestillt und die Suppe auf dem Herd. Däni versucht indes draussen tatsächlich, das Clo frei zu schaufeln, bis er feststellt, das die Tür abgeschlossen ist. So pissen wir halt über die Reling. Natürlich haben wir die Hütte für uns. Einziger Schönheitsfehler: kein Bier an Bord. Hier ist die UBS schon wieder gefordert (Isolationsschrank für das gelbe Getränk, Pius und die seltenen Wintergäste würdens verdanken) - ebenso die SVP, die endlich mal echte schwarze Schafe (schmarotzende Hüttenbenutzer) finden könnte, statt in primitiver Polemik zu schwelgen.
Herrlich ausgeschlafen, da wir noch am Abend auch den Balfrin gestrichen haben, nehmen wir erneut die Steine unter den Belag und ab Mitte Couloir gibts einige Kilometer skitourenmässige Abfahrt. Dann fehlts an nichts: schwerer Nassschnee, abseilen durchs Tobelchen und noch etwas wäldele. In Schweibu angekommen, hat der Föhn seine volle Macht entfaltet. Lebensgefährlich, das Bähnchen zu benützen! Was soll's, die Skier auf den Rucksack zu schnallen, haben wir dieses Wochenende ja schon ausgiebig geübt und die 400m runter nach Hüeteggen geneiessen wir auf schneegepolstertem Wanderweg.
Das Posti kommt präzis, ohne Umstellung auf Sommerzeit stimmt auch Stefans Fahrplan (Basel SBB 17.30h!) und bis Thun verläuft alles reibungslos. Dann die Lautsprecherdurchsage: Wegen einer technischen Störung... Unser IC ruckelt und holpert wie zu Dampfbahnszeiten durchs Gürbental in entsprechend romantischer Umgebung. Die Menschen neben dem Geleise bestaunen das futuristische Gefährt und wir überlegen uns, ob wir in Köniz bei unserem Tourenchef übernachten sollen, falls der Schienenstrang plötzlich endet! Nachdem wir uns in Bern durchs kleine Chaos und im nächsten Zug durch erboste, aber auch humorvolle Fahrgäste gekämpft haben, sind wir doch kurz vor Sieben im Heimathafen.
Trotzdem oder gerade desshalb: das war wieder mal ein vollfettes Skitourenwochende und wird das Wallis in einem der kommenden Winter von Petrus etwas mehr beschenkt, holen wir den Rest nach!
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Besatzung: Stefan Wullschleger (Skipper), Däni Küry (Steuermann), Jürg Zutter (Obermaat), Rolf Glauser (Logbuch & Sonnenschüsse) ⇐
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