So, nun kommt 2 Monate nach der Tourenwoche auch noch der entsprechende Bericht dazu.
Dani Silbernagel, unser Bergführer, musste meine Vorschläge für Tourenwochenziele etwas korrigieren. Er hat das aber sehr gut getan; wie erwartet haben wir uns dann auf eher wenig bevölkerten Routen in einer aber nicht unbekannten Alpenregion (Bergell) bewegt. Andrea Hecker, Fanny Hildenbrand, Jörg Kuhn, Matthias Herrmannstorfer, Dani und ich stiegen am ersten Tag auf die Fornohütte und verbrachten dort eine gute Nacht. Ich habe auf Hütten selten so gut geschlafen und brauchte am sehr frühen Morgen sogar eine Spezialwecknachricht von Dani. Wir stiegen von der Hütte im Licht der Stirnlampen auf den Forno-Gletscher hinunter und auf dessen aperem Eis nach Süden um die südwestlichen Ausläufer des Cima di Rosso. Eben diesen bestiegen wir nun in einer mittelweiten Rechtsschleife über wunderbare Wellenformen des weiter oben gut verfirnten Schnees. Pünktlich erreichten wir unseren ersten Gipfel, das Wetter war schön, es hatte lediglich einige unkitschige Wolken. Nun ging es weiter über den Verbindungsgrat nach Süden und auf unseren zweiten Gipfel dieser Doppelüberschreitung, den Monte Sissone. Hier musste der Gipfel auf den letzten Metern über ein kurzes nettes Grätchen erklettert werden. Dani gönnte uns noch keine richtige Pause, der Abstieg durch die geröllige Südseite stand noch bevor. Auch diesen brachten wir gut über uns und machten uns gemütlich auf den Weg in Richtung Biv. Kima. Dort wollten wir übernachten; ich war stolz auf die mitgeschleppte Melone, den Rohschinken und das Bündnerfleisch, welche den Hörnli mit Tomatensauce dort als überraschende Vorspeise dienen sollten. Das Biwak kam in Sicht, ich war mit Dani zuvorderst. Als Dani um die Hüttenecke zu deren Eingang bog und vor diesem in einem ganz bestimmten Tonfall verlauten liess:“ was isch denn do passiert?“ wusste ich sofort: hier werden wir diese Nacht nicht schlafen. Die Hütte verrauchte einen satten Gestank von Schafsduft. Genauer gesagt, Duft von deren Exkrementen. Wir waren uns sofort einig: irgend ein ... hat hier die Türe offen gelassen und als Folge davon haben die Tiere dieses an sich sehr nette Biwak gehörig auseinandergenommen. Man konnte wirklich nicht hinein, der Duft war krass und „klebte“ sofort an unseren Kleidern. OK, gut, -, dann müssen wir halt weiter ins Rifugio Ponti. Während ich uns die Melone zum z’vieri bereite, weil ich keine Lust mehr habe, sie noch weiter zu schleppen, telefoniert Jörg mit der Pontihütte und meldet uns dort an. Um in die Pontihütte zu gelangen, müssen wir aber nochmals einige Höhenmeter zu einem Pass aufsteigen, zur Bocchetta di Pioda. Es tröpfelt. Wir laufen los. Die letzten Höhenmeter gehen durch Fels, mit Ketten gesichert. Aber gerade da hat sich der leichte Regen in ein sintflutartiges Geschehen verwandelt. Man fasste nach der ersten Kette, um sie nach Bruchteilen einer Sekunde wieder loszulassen: das Wasser lief einem sofort in die Ärmel und man musste vor einem neuen Versuch die Bündchen schliessen. Es regnete bis zur Hütte nur noch einmal... Dort kamen wir aber gut an und wurden von einem väterlichen, äusserst liebenswerten Hüttenwart empfangen. Soweit, so gut, aber es war alles nass! Bei der Disgrazia mussten wir uns für den nächsten Tag entschuldigen, sie müsse sich noch einen weiteren Tag gedulden, wir brauchten erst einmal ein Schuhtrocknungsprogramm. Das sah so aus: spät aufstehen und Schuhe in die Sonne legen (alles andere auch). Dann in relativer Hüttenähe als Ersatztour über ein nettes Grätchen klettern, eine hübsche kurze alpine Kletterübung nach dem vorangegangenen anstrengenden Tag. Am nächsten Tag war dann der Monte Disgrazia dran. Wir stiegen über die Normalroute auf den Westgrat und hatten dort alle unseren grossen Spass an einigen gut zu meisternden Kletterstellen in festem Fels. Auf dem Gipfel wurde Jörg durch Andrea zum Geburtstagskind geoutet, - ich glaube, Jörg hatte einen schönen Tag. Nach einem weiten Marsch ins Biv. Manzi kamen wir an unserem letzten Abend doch noch in den Genuss einer Biwakschachtel. Sie war ordentlich sauber, stank nicht, beherbergte keine Schafe... Die Hörnli erleichterten auch jetzt noch den Rucksack und schmeckten herrlich. Am Morgen des letzten Tourenwochentags stiegen wir durch das steile Val Torrone ins Valle di Mello ab. Diese Gegend ist ein Granitmekka sondergleichen! Zeit müsste man haben... Nach einem feinen Essen führt uns eine stundenlange Reise alle wieder gesund nach Hause.
Ich möchte mich bei allen Teilnehmern für die gute Stimmung bedanken, das motivierte Mitkommen, und bei Dani für seine souveräne Führung, - merci vielmol!
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