Eigentlich überraschend, rief mich Luci nach schon erledigter Planung Ende Winter 2013 an, mir ab zu sagen, da seine Partnerin dann gebäre -> Ersatzführer: Jonas Gessler! Nun denn, nach einigen Fones- und Mailkontakten und Umstellungen unseres Programms infolge Bestztmeldungen vom Ref. Gouter treffen wir uns zum ersten mal live im Zug.
23.06. Anreise
Nach der komplizierteren, aber ne Stunde kürzeren Anfahrt über Genêve und herzlichem Kennenlernes unseres neuen Guids treffen wir überrascht vom guten Wetter in St-Gervais-Les-Bains ein und können spontan ein Alpentaxi bekommen. Aufstieg fantastisch anstrengend unter offenen Wolkenschichten in diversen Nivellments. Dann der (niederschmetternde???) Entscheid von Jonas nach kurzer Diskussion mit von oben absteigender Gruppe: auf den Gletscher (Dreien von uns ne altbekannte Route - vor 11 Jahren!). Na ja, ist auch nicht einfacher geworden! Dann erreichen wir nach durchaus auch schönen Erlebnissen das Ref. Conscrits und können gleich zum Znacht Platz nehmen. Wunderbar, morgen ist Ausschlafen angesagt, sagt das Meteo.
24.06. Aiguille de la Bérangère
Tja, und so war’s auch, von oben Regen, Graupel oder Schnee in stabiler Wolkendecke. Wir diskutieren das Programm und einigen uns schliesslich auf den Versuch, über die Route du Pape und das Rif. Conella den Monarchen am 27. oder 28. zu probieren. Nichts desto Trotz brechen wir kurz vor 14.00h auf zu unserem Schlechtwetterspatziergang und stehen 2¼h später unter Franks Führung mittels Karte und Kompass auf dem Gipfel. Ich bin etwas erstaunt, dass ich die kleinen Erschwernisse dieser Überschreitung völlig vergessen habe, sprich Dômes de Miage - Aiguille de la Bérangère vor 14 Jahren. Abstieg mit gleichbleibendem Meteo (Nebel und Schneefall, unsere Aufstiegsspuren nicht mehr sichtbar) und Dank Matthiasens GPS im Armbandhöhenmesser (obere Hälfte) und Gloisis neuem Rega-App auf seinem Tätschbrättli (kurz vor der Hütte) laufen wir direkt vor’s Conscrits und geniessen den gemütlichen Abend im gut gefüllten Gehäuse.
25.06. Dômes de Miage
Heute wieder Ausschlafen, wir starten mit dem zweiten Frühstück um 04.30h. Der schier unendlich lange Aufstieg zuerst links (nicht orografisch!) und dann auf dem Galcier de Tré la Tête, anfangs noch umwoben von einigen Nebelschwaden, endet schliesslich mit der ersten anständigen Pause in der Sonne kurz vor dem Col des Dômes. Diverse Gruppen vor und einige nach uns nehmen die direkte Überschreitung nach links in Angriff, während wir unverdrossen den höchsten Punkt der Dômes (3673m) rechterhand erreichen. Wo sind die Spuren des Hüttenwartes des Ref. Durier (war noch am Abend zuvor im Conscrits)? Ausgiebige Gipfelrast, Jonas packt seinen Humor aus – gegenüber (östlich) fahren zwei Skikräcks den Glacier de Bionnasay Italien runter und verschwinden im Nebel; sie kamen wohl vom Conella hoch. Im Süden beobachten wir die steile Gipfelflanke der Aiguille de Tré la Tête Nord, welche eine merkwürdige Windzeichnung trägt: Lawinengefahr? Jonas und ich beschliessen, morgen auf diesen Gipfel zu verzichten und statt dessen die Aiguille des Glaciers ins Programm auf zu nehmen. Die restliche Überschreitung wunderschön (wie schon vor 14 Jahren), unten eine nicht ganz geschlossene Wolkendecke, zweimal Fels aalänge kurz vor der Bérangère und dann beginnt 100m unter vorgenanntem Gipfel wieder der Nebel. Diesmal sind die Spuren mangels Schneefall gut sichtbar. Wir sind zurück im Conscrits (heute nur halb voll), treffen den Hüttenwart des Durier und erfahren, dass das Conella nicht bewartet sei (Lawinwngefahr) und das Meteo schon wieder geändert hat: Donnerstag ne neue Front.
26.06. Dôme de Neige
Wieder zweites Zmorgä beim zum ersten Mal klaren Morgen und nach der Querung des Gletschers treffen wir beinahe auf mehrere Gruppen, welche alle den Mont oder mindestens den Col du Mont Tondu anstreben. Wir jedoch steigen steil empor zum Col des Glaciers, wobei Jonas Frank bittet, die beiden Seilschaften an zu führen, damit der heute immer letzte Gloisi brav die Spur benützen kann. Oben angekommen, nehmen wir gleich den meist verschneiten Grat unter die Hüfchen und erreichen nach stundenlanger Spurarbeit (merci Jonas) den nicht ganz 600m höheren Dôme de Neige, sozusagen der Skigipfel der Aiguille des Glaciers. Zwischendurch kreuzen wir ein Pärchen, welches irgend eine Nordwestflanke (wahrscheinlich die der Aiguille de la Lée Blanche) erledigt hat. Ausgiebige Gipfelrast – ausser uns sind noch einige Bergsteiger und Skifahrer im Gelände. Ich benütze die Gelegenheit, mit meinem letzten verbliebenen Hirnzellelchen die ursprünglich geplante Überschreitung der Tré la Tête ab zu tschecken und stelle mit grosser Erleichterung fest, das die ganze Arête bis kurz vor obgenanntem Gipfel keine Schwierigkeiten bereiten sollte. Aus Zeitgründen verzichten wir (gerne) auf die eigentliche Aiguille des Glaciers und nehmen den Glacier de Glaciers unter die Hüfchen, welche wir jedoch bald unter den Rucksackdeckel klemmen – die Stollen waren schier unendlich! Nach Streifung der lockeren Wolkendecke im Westen kommen wir zur Gletscherscheide kurz über Punkt 3000 der 25000-tusiger und bei bestem Schnee (Piste gut) auf den Montblanc-Rundwanderweg zum Rif. Elisabetha Soldini.
27.06. L’Arête Midi-Plan
Wie schon vorgestern Abend beschlossen, laufen wir die 1½h zum ÖV-Bus am Ende der eindrücklichen rechten Seitenmoräne des Glacier du Miage (noch eindrücklichere Aufblicke zur SO-Flanke des Monarchen inklusive der Glaciers du Brouillard, de Frêney und de la Brenva und der roten und grauen Granitplattenschüsse in unendlicher Höhe) und fahren nach La Palud und mit der (noch alten) Téléferique zum Hôtel Torino, wo’s den zweiten Morgencafé gibt. Dann behufen und los geht’s über den Glacier du Géant Richtung Aiguille du Midi. Das Wetter hält sich an die Vorhersage und der am frühen Morgen noch blaue Himmel, der sich während unserer Sightseeingfahrt mit Zirren überzogen hat, ist nun fast komplett bedeckt und aus dem Mer de Glace quellen uns Cumuli bassi entgegen. Wenige Meter unterhalb der Arête Midi-Plan machen wir ne windige Pause und nun geht’s runter den Spuren vom Col du Plan entgegen - adieu Aiguille du Plan! Die Cumuli bassi bilden immer wieder Sichtlöcher und so entdecken wir ein Felsinselchen mit einem Gipfelplattensteinchen, was Jonas sofort dazu bewegt, dass seine Seilschaft im Schnesättelchen ne ausgiebige Rast einleitet und Frank, Andrea und ich das Ding erklettern sollen, während sie uns föttele wollen. Wenig später, wir vergnügen uns am Fels, ist die Sichtweite auf 50m gesunken und es beginnt zu Graupeln. Die andern haben ihre Pause aufgegeben und so machen wir zusammen die abgetiefte Gipfelrast auf dem Plättchen. Im Ref. Requin angekommen (Sichtweite <50m!), steigen die Cumuli bassi gegen Abend etwas höher und wir können feststellen, dass wir als unseren Tagesgipfel den Petit Rognon bestiegen haben.
28.06. Heimreise
Wir klettern die wieder instand gestellten Leiterchen zum Glacier du Tacul runter und bei Montenvers wieder hoch und essen in Chamonix Zmittag (Andrea und Jörg etwas später, sie haben den Fussweg vorgezogen). Nach meinem Gefühl haben wir das Beste aus dem nicht so ganz idealen Wetter (Temperatur und Feuchtigkeit sowie Langzeitzuverlässigkeit des Meteos) gemacht.
Ganz riesigen Dank an Jonas Gessler, unseren neuen Guide, für seine mit grosser Begeisterung geleistete Führungsarbeit und an Andrea Hecker, Frank Wächter, Jörg Kuhn und Matthias Herrmannstorfer für eure herzliche Mitarbeit!
Text und Bildauswahl: Rolf Glauser
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