Höhepunkte auf Ski und Teller
Als wir am 8. Februar ankamen, lag der Schnee meterhoch und kein Wölklein trübte den Himmel. Die Prachtsbedingungen herrschten die ganze Woche über. Wir waren also Glückskinder! Die Teilnehmenden der ersten Angenstein-Tourenwoche werden eine andere Geschichte erzählen...
In den ersten Tagen gab es noch die eine oder andere Sorgenfalte wegen der Lawinengefahr. Aber Roman Caflisch, unser Bergführer, vermied die gefährlichen Routen und erschloss uns trotzdem die schönsten Abfahrten in tiefem und (meist) federleichtem Pulverschnee. Nur fliegen ist schöner! Zur rundum gelungenen Woche trug auch das tolle Hotel (im Valle Maira „Locanda“ genannt) „Mistral“ in Ponte Maira bei. Freundliche Leute, tolle Atmosphäre und das Essen, das uns jeden Abend von neuem begeisterte. Dass wir auch fast alle Weine probierten, vom Dolcetto d’Alba, über Barbera, Barbaresco bis zum oenologischen Höhepunkt, einem Barolo, versteht sich.
Im Banne des Monviso
Am Montag, dem ersten Tourentag, wollte uns Roman offenbar testen. Mit einem Aufstieg von 1200 Höhenmeter auf den Monte Ruissas (2736 m) und einer Abfahrt mit schwierigen Schneeverhältnissen im untersten Teil ging es ziemlich zur Sache. Doch selbst für die Senioren Alois und Agnes unter uns Jungsenioren kein Grund zu klagen. Auf dem Gipfel öffnete sich uns ein Blick auf eine fantastische Alpenarena, angefangen von den östlichsten Alpen der Schweiz bis zu den italienischen Seealpen und zum Apennin, unterbrochen durch die riesige Poebene in der Mitte. Und im Norden thronte der Monviso (3841 m), der markanteste Berg in den süditalienischen Alpen. Kein Tag, an dem er nicht unsere Aufmerksamkeit auf sich zog.
Aufstiege durch lichte Lärchenwälder
Die Touren der nächsten Tage waren sanfter und führten uns in wunderbar liebliche Landschaften und auf kleinere, manchmal namenlose Gipfel (einen taufte Roman „Camembert“), die wie Inseln aus dem verzweigten Valle Maira aufragten. 360° Sicht garantiert! Unvergesslich bleiben die Aufstiege durch die tiefverschneiten Lärchenwälder. Sie reichen vielerorts bis ca. 2500 Meter Höhe hinauf. Ausgangspunkte, die wir nach einer kurzen Autofahrt erreichten, waren die Gehöfte, Weiler und kleinen Dörfer mit ihren hohen Kirchtürmen und den charakteristischen Natursteinhäusern. Hierher zurück in eine der vielen, unter Skitourenfahrern ungemein beliebten „Locandas“, zog es uns nach gelungener Tagestour. Unvergessen bleibt die Locanda „Viviere“, rund eine Aufstiegsstunde oberhalb des Dorfes Chialvetta gelegen. Zum Weissen servierten sie ein „Piatto“ mit Wurst, Schinken und Käse, unter dem sich selbst die schweren Tischbretter bogen (die sympathische Hüttenwartin: „ ... kostet nichts .. gehört zum Wein“).
Nach den vielen tollen Abfahrten auf den letzten schattigen Hängen mit Pulverschnee wollte uns Roman die südexponierte Seite des Valle Maira nicht vorenthalten. Sie war unterdessen hart gefroren. Am Freitag bestiegen wir ausgehend vom Weiler Cucchiales zum Teil mit Harscheisen den Monte Nebin (2516 m). Unter uns ein gewaltiges Nebelmeer, in das wieder einzutauchen wir nicht vermeiden konnten. Sicht gering, Schnee brüchig – ein Meister ist, wer da noch sturzfrei durchkommt. Nach der Tour besuchten wir das Dorf Elva mit seiner prachtvollen Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Ein kulturelles Highlight, das sich an die vielen skifahrerischen und kulinarischen Höhepunkte anschloss.
Die Skitourenwoche Valle Maira ist rundum gelungen. Speziellen Dank dafür gebührt Roman Caflisch, der das Tal wie seine Westentasche kennt, und Urs Hänggi, der sie gewissenhaft und umsichtig leitete. „Valle Maira ein Skitourenparadies“ – so stand es in der Tourenausschreibung. Stimmt.
Übrigens: Das Valle Maira ist nur gerade 40 Kilometer Luftlinie vom Meer entfernt. Wer hätte gedacht, dass hier so viel Schnee fällt.
Die Teilnehmenden:
Roman Caflisch (Bergführer), Urs Hänggi (Leitung), Harald Gampp, Hans Peter Schmid, Regula Senn, Agnes und Alois Schwarb sowie für die Montagstour Esther und Martin Saunier
Praktisches:
Karte: „Esquiar en Val Maira“ di Bruno Rosano (1:20‘000)
Hoteltipps: www.damistral.it; www.rifugiodiviviere.com
Anreise: Ab Basel mit dem Auto ca. 7 Stunden (Distanz 560 km)
Die Touren:
Montag: Von Lausetto über M. Cappel auf den Monte Ruissas N (2736 m). Abfahrt gleiche Route.
Dienstag: Von Marmora, S. Sebastiano, auf Pt. 2288. Abfahrt gleiche Route.
Mittwoch: Von Chialvetta über M. Ciabert zum Soleglio Bue (2413 m). Abfahrt über Gr. Ussiera zurück nach Chialvetta.
Donnerstag: Von Preit via C. Colombero - Gr. Chiacarloso auf M. Bert (2394 m). Kurze Abfahrt und Aufstieg zu P. 2506 m („Camembert“, nördlich von Rocca La Meja). Abfahrt über Gr. Culausa zurück nach Preit.
Freitag: Von Cucchiales auf M. Nebin SE (2516 m). Weiter nach M. Nebin NO (2514 m), zurück zum SE-Gipfel. Abfahrt gleiche Route.
Samstag: Von Chialvetta über Grangie auf M. Estelletta (2318 m) und Abfahrt nach Viviere (Einkehren im Rifugio Viviere ein Muss!). Nach Chialvetta zurück.
Hans Peter Schmid
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