Blüemlisalphorn mit unserer Fastanfängerin Nadja
Nach einem längeren Funk anlässlich meiner Absage der Bortelhorntour vom 18.06.2011 verblieben wir mit meinem Versprechen für die Blüemlisalp, Nadjas Traumgipfel, in der Woche vom 11.-15.07., ihrer Ferienwoche – zumindest falls uns Petrus gnädig gestimmt sei. Mich reizte es besonders, weil ich noch nie da oben war und als Premiere gleich den „Guide“ spielen durfte.
Am Sonntag, 10.07., ich bin soeben von einem Juraspatziergang auf die Röti durch einen kleinen Schauer zurück, nehm ich mein iPhone und versuchs zum zweiten Mal: Sie nimmt ab und ist hell begeistert von meinem Vorschlg, dass wir’s Montag und Dienstag versuchen sollten – bester Wetterbericht für diese Woche. Ich erklär ihr noch schnell, dass ich montags um Sieben einen kleinen Termin im Büro Brugg hätte und sie meint, da sie eh auf der Alp bei Freunden ist, dass wir uns am besten in Spiez treffen, sie sei mit dem Auto unterwegs.
Gesagt – getan! Um 10.30h steig ich aus und seh sie sofort – endlich lern ich dich mal persönlich kennen. Kurze Fahrt nach Kandersteg, sie erzählt mir einige spannende Geschichten aus ihrem Leben. Dann sparen wir mit dem Gondeli nach Läger 500Hm des eh schon kurzen Hüttenwegs (1700-500=1200Hm!), queren entlang des wunderschönen Öschinensees und dann beginnts wirklich zu steigen, in drei Etappen so zu sagen. Zu Beginn des letzten Drittels schlag ich ihr vor, schon mal voraus zu gehen, um uns in der Blüemlisalphütte an zu melden, wo ich gestern zwei Plätze reservierte.
Herzlicher Empfang, die Hütte knapp halb voll und die junge Dame fragt mich, ob ich der Guide sei, was ich lachend verneine. Hüttentee bestellt, Zimmer bezogen und ne Halbe Stunde nach mir trifft Nadja ein, leicht ausser Atem, aber glücklich. Unterwegs hatte sie mich noch gefragt, wie lange ich für die Tourenvorbereitung gebraucht hätte – tja, keine fünf Minuten: jedes Stück der Überschreitung im SAC-Führer nur eine Abschnittchen lang, Zeiten (für routiniert Seilschaften) raus geschrieben und zusammengerechnet: 9-14h von der Hütte bis Kandersteg! Ich sag ihr noch nicht, dass ich an diesem Erfolg zweifle, aber einige Tischchen neben uns sitzt ein älterer Guide mit seinen Jungs und Girls. Sie fragt mich, ob sie kurz mit ihm sprechen könnte, womit ich selbstverständlich einverstanden bin und mir dann die Gegend noch etwas genauer anschaue – fantastisch, es hat hier alles, aber alles auch leicht kleiner als die walliser Viertausender-Welt. Zurück zum Znacht, erzählt sie mir, dass der Guide mit seiner Gruppe morgen den Normalweg aufs Blüemlisalphorn machen würde, ob ich mit dem gleichen einverstanden sei – Klar. Ich bin mir voll bewusst, dass dies der vernünftige Entscheid ist und freue mich im Stillen sehr, dass sie von sich aus drauf gekommen ist.
Am Drei wecken, um Vier geht’s los – eine Stunde mit Stirmlämpchen. Wir sind die letzten von ca. 5 Seilschaften, welche den Normalweg (WS im Führerchen) aufs Blüemlisalporn gewählt haben – zuvorderst der Guide mit seiner Gruppe. Als es taget, stehen wir vor der kurzen Steilstelle unter dem Rothornsattel – keine Probleme. Dann die Felstreppe, die ersten sind schon auf dem Schneegrat darüber verschwunden. Ich sichere an den eingebohrten Stöckchen – für Nadja ist’s etwas ungewohnt, das Stegchen mit Steigeisen zu machen. Nach dem ersten Drittel entschliessen sich die beiden Deutschen vor uns, wieder ab zu seilen. Nun ja, jedem das seine. Kurz bevor der Firn beginnt, kreuzen wir den Guide mit seinen GenossInnen - es ist kurz vor halb Neun, aber wir haben Zeit, viel Zeit.
Der Firngrat scheint mir nicht zu steil und scharf, aber für Nadja ist’s wohl das erste Mal. Sie bleibt dicht hinter mir am straff gespannten Seil. Knapp unterhalb des Gipfels steigen die drei Walliser, der eingewanderte Vater mit seinen beiden Söhnen, ab. Nochmals herzliche Begrüssung - um Zehn haben auch wir’s geschafft –Gipfelküsschen und ausgiebige Rast. Es ist schlicht wunderschön!
Der Abstieg dann (wie üblich) einfacher als gedacht. Oben an der Felsstufe entledigen wir uns der Hüfchen und auch Nadja beginnt Spass zu haben – erstens wirkt das Gelände wesentlich flacher von oben und zweitens hat sie schon vielmehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Um Zwei sind wir in der Hütte und treffen wieder unsere walliser Freunde – ihr Vater hat, trotzdem seine Söhne echte Walliser sind (beide > als 17) und auch so reden, in all den Jahren den Dialekt nicht gelernt! Das kurze (ha!) Hüttenwegchen schaffen wir mit Freuden und Leiden in knappen drei Stündchen (das letzte wieder zusammen mit den drei Walisern, diesmal ÜBER dem immer noch schönen Öschinensee) und nehmen das nicht letzte Gondeli runter nach Kandersteg.
Liebe Nadja, herzliche Gratulation für deine erste wirkliche Hochtour dieses Jahr. Mir hat’s jedenfalls viel Spass gemacht mit dir. Falls du nochmals Lust bekommst mit Gloisi, dem Schönwettertourenleiterchen Sommer 1, ein Funk genügt.
Text und Fotos: Rolf Glauser
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