Obergabelhorn 12.-14.09.09
Lassen wir den Tourenbericht an der Verzweigung Schönbielhüttenweg/Arbenbiwak beginnen. Stolz und Sonnenbeschienen präsentiert sich das Obergabelhorn im Talschluss, der Wetterbericht scheint zu stimmen-ziemlich sonnig!
Rund eine Stunde später, weiter oben am Ende der Moräne beginnt es zu graupeln, es folgt wenig später ein Donnerschlag und es deckt uns mit Schnee und Eiskörner ein.
Am Beginn des Eisenbeschlagenen Weg über die Felsstufe unter dem Biwak stösst Dani Silbernagel zu uns-in kurzen Hosen nottabene…!
Ich staune ab der Tatsache , dass der Punkt an dem ich vor rund zwanzig Jahren auf die Felsen stiess etwa 50m weiter oben liegt und der Arbengletscher sich total zurückgezogen hat, der Biwakzustieg ist jetzt also auch für Berggewohnte Turnerriegen machbar.
Im Biwak treffen wir auf drei wackere Briten und zwei Badisch-Freiburger.
Man(n) beginnt sich über das morgige Tagesprogramm Gedanken zu machen und kommt zum Schluss es lieber nicht zu tun, einig sind wir uns aber, dass wir dem sonnigen SO-Grat den Vorzug geben und den schattigen Arbengrat nicht mit unserer Anwesenheit beehren (na ja, dem Arbengrat wird es wohl ziemlich egal sein).
Sechs Uhr morgen tappen wir in Richtung des markanten Band das die Südflanke durchquert und uns bequem zum Obergabeljoch bringen soll-tut es auch, nur hat sich das fiese Gletscherchen auch hier beträchtlich abgesenkt. Also kaum aus den Federn raus Hände an den kalten Fels gelegt und irgendwie über die abweisenden Plattenschüsse auf das Band gekrappelt.
Nach dem Joch folgt dann so quasi als zweites Frühstück ernsthafte Eisarbeit über den Schrund und eine Firnflanke zum Grat hoch. Der Weiterweg scheint beschauliches Zweier-/Dreiergelände zu sein, würde ja auch zu Danis Erläuterung am Vorabend passen (Zitat: Es geht nicht über eine 3b hinaus…).
Haha, denkste!
Die Variante Silbernagel wird Eröffnet: Sie besteht aus einer gottlos fiesen Platte die auf Grund der erforderlichen Spreizschritte eher was für Ballerinas im Tütüt ist als langsam dahinalternde Hochtouristen wie wir es sind.
Dani: Respekt vor Deinen Kletterkünsten im Vorstieg-aber eine 3b sieht zumindest für mich etwas anders aus!
Psst, ganz leise unter uns: Ich habe es nicht ganz zur Freude von Rolf der vor mir am Seil zappelte A0 gelöst, sorry Rolf für den entstandenen Zug!
Im Anschluss passieren wir einen niedlichen Gendarm der tatsächlich an eine zweizinkige Gabel erinnert, bei der oberen, der eigentlichen Gabel die bekanntlich dem Berg seinen Namen verlieh habe ich dann aber schon etwa mühe damit!
Aber Item, kurz darauf stehen wir am Gipfel-sogar mit Aussicht ins Mountet hinunter.
Nach kurzer Gipfelrast folgt ein fulminantes Abseilen über den oberen Teil des NO-Grat, weniger fulminant dann das getapse entlang der flacheren Partie zum Kluckerturm herüber, der vermaledeite Neuschnee vom Samstag und wehende Nebelfetzen bereitet mir mühe die Tritte der alten Spur auszumachen.
Die Tatsache das es sowohl links als auch rechts direkt zur Hölle runter geht macht mich auch nicht unbedingt schneller, niedlich auch der Aspekt das die Linien der Anrisse der Wächten direkt neben der Spur verlaufen und im diffusen Licht schnell mal als Spur erscheinen könnten!
Endlich ist am Kluckerturm wieder verlässlicher Untergrund erreicht und auch hier Seilen wir über den Eisstarrenden Fels ab.
Die Wellenkuppe stellt uns keine nennenswerten Probleme mehr in den Weg und so kommen wir pünktlich zur Apéro-Zeit in der Rothornhütte an.
Dani, Rolf, HASTA LA PROXIMA
Text: Michi Wyss
Bildredaktion: Gloisi
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