Aktivitäten

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Beschreibung zu den Tourenanforderungen

Zwischen Höll und Paradies

Tag 1: Anreise und Punkt 2810 ab Nufenen

Wird man im Frühjahr mit geschulterten Ski keck gefragt: 'Wo wollt ihr denn hin?', kann dies je nachdem lediglich ein müdes Lächeln hervorrufen. Fragt dies aber der Busfahrer in Bellinzona, dann ist schnelles Denken und noch schnelleres Umsteigen in den korrekten Bus angesagt! Im richtigen Bus konnte nun also die Fahrt nach Nufenen und nicht in den Tessiner Frühling angetreten werden. Mit dem vorhergegangenen Schneefall stand für uns an Stelle des Aufstiegs zur Zapporthütte eine Eingehtour im Neuschnee auf dem Programm. Von Nufenen aus führte uns diese in Richtung des Tälli- und Bärehora, wobei unterwegs verschiedenste Tierspuren betrachtet wurden. Tierisch ging es bei uns weiter, denn die immer grösser werdenden Stollen liessen uns die Hänge 'uffetiere' und die Abfahrt vom Punkt 2810 mit Schweiss verdienen. Auch die Abfahrt wartete bei den doch eher knappen Schneeverhältnissen mit kurzen Wandereinlagen auf. Dazwischen konnten wir aber unsere ersten Schwünge der Skitour in frischem Schnee geniessen.

 

Tag 2: Hinterrhein - Rheinquellhorn (beinahe) - Zapporthütte

Frühmorgens starteten wir unsere Tour am Ende des Schiessplatzes in Hinterrhein und bewegten uns im heller werdenden Tal mal links, mal rechts des nicht überall zugeschneiten, aber auch noch nicht sehr breiten Rheins entlang. Andreas fand eine elegante Route auf der Spur der heimischen Tiere. Einzig den gewagten Sprung über eine Lücke in der Schneedecke umgingen wir mit einem kleinen Umweg. Als dann der Talgrund durch Wasser und Steine nicht mehr passierbar war, verliessen wir die Schlucht und landeten direkt in der Hölle. Diese war der Jahreszeit entsprechend zugefroren und auch nicht bewohnt. Nun ist auch klar, was es mit der Tour 'Zwischen Höll und Paradies' so auf sich hat. Also weiter diesem Motto folgen und ab ins Paradies, welches gar nicht so weit weg südlich liegt. Wie bereits am Vortag wartete unverspurter (und ungespurter!) Schnee auf unsere Abfahrt. Zuerst galt unsere Aufmerksamkeit aber noch dem Rheinquellhorn und seiner kurzen, aber steilen Passage zum Gipfelaufbau. Im aufkommenden Schneefall wurden die Ski aufgebunden und motiviert die Steigeisen für die grosse Besteigung montiert. Nach 5 Metern kam die Unternehmung allerdings schnell ins stocken. Andreas suchte im äusserst bröckeligen und frisch eingeschneiten Fels nach einem sicheren Durchgang. Nach dem eifrigem Wühlen, Kratzen und unter bangen Rufen seiner Begleiterinnen war dann aber auch führ ihn Schluss. Ein Chor von Frauenstimmen (Heidrun, Gina und Annika) brachte ihn zur Umkehr, also zurück und alles auf Abfahrt umstellen. Nun kommt der Begriff 'paradiesisch' wieder zum Tragen. Denn so gestaltete sich unsere Abfahrt über die weiten Hänge des Zapportgletschers bis beinahe zurück an den Rhein. Hier wartete nun eine höllisch warme Après Ski-Skitour zur Zapporthütte auf uns. Wie bereits am Vortag fand das Fellwachs grossen Zuspruch; und auf der Zapporthütte eingetroffen die Liegestühle, Getränke und Kuchen ebenso. Müde genossen wir nach einem langen Tag das feine Essen, den warmen Ofen und die angenehme Gastfreundschaft des Hüttenwarts Martin.

 

Tag 3: Zapporthütte - Rheinwaldhorn - Läntahütte

Wer beim morgendlichen Kaffee nicht wach wird, ist dies nach den ersten Metern der Tour in Richtung Rheinwaldhorn garantiert. Auf schiefen Vorsprüngen schlängelt sich die Spur der Schlucht des Hinterrheins entlang. Am Ende angekommen, wartete eine kurze, aber wohl von Aussen betrachtet höchst unterhaltsame Abfahrt mit montieren Fellen auf uns. Nun führte uns die Route zuerst in flacherem Gelände vorbei am Ursprung des Rheins an Höhe gewinnend bis in die Nebeldecke unterhalb des Rheinwaldhorns. Hier erwartete uns ein kurzes Couloir, welches nun im Vergleich zum Vortag von allen mit einem Lächeln gemeistert wurde. Angeseilt folgten wir dem Gletscher über eisige, durch den Wind abgeblasene Stellen bis zum Gipfel des Rheinwaldhorns, welchen wir auf den letzten Metern zu Fuss bestiegen. Oben angekommen, trafen wir auf das schöne Gipfelkreuz und lichteten uns mit einem Gipfelselfie gebührend ab. Nachdem bereits der Aufstieg am Seil koordinative Herausforderungen bereithielt, galt dies nun auch bei der Abfahrt. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase gelangen aber auch einigermassen parallele  Stemmbögli ohne grosses Seildurcheinander und Stürze mit zunehmender Eleganz. Nach diesem kniffligen Bereich ging es dann rasant runter bis zur letzten kurzen Steilstufe vor dem Talboden der Länta. Diese Stufe wurde entweder mit den Ski rutschend am Seil, zu Fuss oder einfach auf den Skis ohne Seil mit den unterschiedlichsten Techniken überwunden. Runter kamen wir dann schliesslich alle wohlbehalten bis zur hinter einem Felsen verstecken Läntahütte.

 

Tag 4: Läntahütte - Güferhorn (beinahe) - Vals

Frühmorgens folgten wir dem Valser Rhein ein Stück der gestrigen Aufstiegsroute entlang  in Richtung Güferhorn. Auch hier gelang die Kreuzung des Flusses meistens gut. Heidrun und Gina optimierten geschickt die von Andreas gewählte Linie und Annika füllte immerhin nur einen von zwei Schuhen mit eisigem Wasser. Der Aufstieg verlief dann aber trotz steilen Bereichen erfreulich reibungslos, sodass wir schon bald die kurze Abfahrt zum Güfergletscher angehen konnten. Nun begannen wir mit dem Aufstieg zum Güferhorn und schwitzten schon bald in der Sonne vor uns hin. Die Wärme begleitete uns auch bis unter den Gipfel. Hier reichte uns in Blick hinüber an die noch zu querenden Südhänge zur weiteren Entscheidungsfindung. An Stelle einer aufwändigen Gipfelbesteigung wählten wir die wundervolle Abfahrt über den Güfergletscher um nicht zu spät drann zu sein. Anschliessend fellten wir nochmals auf und banden danach die Skis ein letztes Mal auf die Rucksäcke. So überwanden wir die letzte Schlüsselstelle, ein gut eingeschneites Couloir und genossen die wärmende Sonne mit Ausblick auf eine verlockende Abfahrt in Richtung Zervreilasee. Dieser Verlockung folgten wir und zogen erneut unsere Spuren in den frischen Schnee. Erst im unteren Bereich trafen wir auf bestehende Abfahrtspuren, was übrigens über die gesamte Tour eine absolute Seltenheit war! So zusagen zum abgewöhnen wartete auch an unserem letzten Tag eine kleine Après Ski-Skitour und eine gemütliche Abfahrt zur Staumauer des Zervreilasees.

 

Der Abschluss der Tour gestaltete sich mit einer Taxifahrt ins Tal und einer Einkehr in die Bäckerei als äusserst gemütlich. Als dann Gina im Zug auch noch mit einem leckeren Apéro auftrumpfte streckten wir entspannt die müden Beine. Ganz einig waren wir uns auch bei der Frage, ob wir die verpassten Gipfel bereuen? Auf keinen Fall! Diese vier wunderschönen Tage in mitten der Berge mit den farbenfrohen Lichtspielen, tief verschneiten Abfahrten, spannenden Aufstiegen und gemütlichen Hüttenabenden waren einfach schön und liessen keine Wünsche nach beinahe erreichten Gipfeln offen.

 

Vielen Dank an Andreas, Heidrun, Gina und Annika